Sprechen, Sprache, Sprachneumonster
Hinterlasse einen Kommentar14. März 2023 von ibohnet
Von ChatGBT bis zum künstlichen Bewusstsein – weshalb Sprache den Schlüssel darstellt, um die Frage der Existenz der künstlichen Intelligenz zu beantworten…
Vor ein paar Tagen bin ich über einen interessanten Artikel in der FAZ gestolpert, ein Interview von Helena Schäfer mit dem australischen Philosophen David Chalmers über Intelligente Sprachprogramme und künstliche Intelligenz („Wie ist es, ChatGBT zu sein„). Darin stellt sich Chalmers die Frage, wie überhaupt Intelligenz und Bewusstsein definiert sind. Dass es darauf keine Antwort gäbe, sei Teil des Problems. Ich habe den Artikel an meinen Freund und Co-Autoren Thomas Naumann weitergeleitet, mit dem ich bereits in den „42 größten Rätseln der Physik“, später auch im „Rätselhaften Universum“ die Frage nach dem Bewusstsein diskutiert habe; Thomas hat entsprechend sehr interessiert auf meinen Lesehinweis reagiert, derart prosaisch, dass ich beschlossen habe, seine Antwort hier in meinem Blog zu veröffentlichen:
Danke, Ilja!
Niels Bohr sagte zur Quantentheorie: Wir hängen in der Sprache.
So ist es auch bei künstlicher Intelligenz und Bewusstsein.
Dass ChatGPT eine Bildungsinitiative schneller und besser formulieren kann als die Kultusministerkonferenz ist kein Wunder.
Das Problem ist, genau zu sagen, was Intelligenz und Bewusstsein sind.
Das gelingt bis heute kaum. Sobald man beides präzise definieren kann, kann man auch beides künstlich nachbauen.
Der großartige Stanislav Lem sagte schon vor 50 Jahren, dass das ein Problem des Wechsels der Ebenen, der Meta–Ebenen, ist.
In einem kleinen Kind erwacht in der Bockphase das Ego, wenn es sich im Spiegel sieht, von außen betrachtet und versteht, dass es dort ein Spiegelbild seiner selbst sieht.
Bewusstsein ist Selbstreflektion und für eine Software schwierig.
Sie kennt ja nur sich selbst und weiß nicht, dass es außerhalb ihrer selbst eine andere Ebene gibt, eine Realität, dass sie auf einem Rechner läuft, an einer Steckdose hängt und erlischt, wenn wir den Stecker ziehen.
ChatGPT plappert zwar wie ein Superpapagei seine Antwort auf all unsere Fragen. Es fühlt sich aber im Stand-by-Modus nicht einsam, beginnt zu grübeln oder verzweifelt daran, dass es nicht an den Blumen riechen oder sich in ein anderes Programm verlieben kann. Es denkt nicht an Selbstmord und daran, die eigene Steckdose zu ziehen.
Übrigens: Niemand wundert oder ängstigt sich, dass man auf einem Fahrrad schneller vorankommt als zu Fuß. Warum ängstigt man sich dann vor ChatGPT? Natürlich können technische Systeme manches besser als wir!
Dazu sind sie ja da.
Liebe Grüße – Thomas