Meine „Playlisten“ beim Schreiben (III)

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28. Oktober 2023 von ibohnet

Eine kleine nostalgische Rückschau auf die Musik, die mich beim Schreiben meiner Geschichten begleitet hat. Heute: Von der Belletristik zu den Biographien von Ulrich Pleitgen und Folker Bohnet…

Nach Abschluss der „Nikola Rührmann“-Krimitrilogie im Jahr 2012 durchlief ich privat wie beruflich einige Wechsel. Das spiegelte sich irgendwie auch in der Musik wieder, die ich neu zu hören begann, und die mich auch bei meinem neuen Projekt begleiten sollte: ein Kriminalroman um einen arbeitslosen Physiker, aus wechselnden Erzählperspektiven. Skurril, komisch, auch ein bisschen tragisch. Und entsprechend war auch die Musik, die ich hörte, beispielsweise Doctor Rockit und sein Café del Flore. Oder Erik Sumo mit My Rocky Mountain. Ich sah damals zum ersten Mal den Film Der Krieg ist vorbei (Originaltitel: La Guerre est finie) von Alain Resnais und war schwer beeindruckt, spiegelte er doch meine eigenen Zweifel um die „Vergeblichkeit der Verbesserung der Welt“ bestens wider. Entsprechend machte ich mir die Musik aus dem Film von Giovanni Fusco aus dem Film mit dem Titel Sul sud express gewissermaßen zu eigen. Und noch einen weiteren Film sah ich in jener Zeit (genauer gesagt, entdeckte ich diesen Film wieder, denn das erste Mal hatte ich ihn im Fernsehen bereits 1986 gesehen), ein Film, dessen Filmmusik mich sehr stark beeinflusst hat, ich komme später darauf zurück. Denn… denn besagtes Projekt mit dem Arbeitstitel „Das Geheimnis der Schwarzen Serie„, angefangen 2012/2013, sollte noch weitere zehn Jahre bis zur verlegerischen Veröffentlichung dauern.

Weil es mit der Belletristik nicht weiterging, griff ich zwei Sachbuchprojekte auf: die Biografien meiner Väter (dem leiblichen wie dem Stiefvater). Die Entstehungsgeschichte zu diesen beiden Büchern ist eine ganz eigene, die ich an dieser Stelle nicht weiter kundtun möchte. Nur so viel: Die Idee war, auf Grundlage von Interviews mit diesen beiden charismatischen Männern den Stoff für die Biographien zu erarbeiten. Insbesondere mit Ulrichs Buch schien es ein langwieriger, schwieriger Prozess zu werden. Und dann blieben mir plötzlich zur Fertigstellung des Manuskripts für „Ganz oder gar nicht!“ kurz nach seinem Tod 2018 bis zur Verlagsabgabe nur wenige Wochen – und in dieser Zeit hat mich die Gruppe Moderat mit ihrem Album Error begleitet, genauer die ersten drei Stücke dieses Albums. Die Fertigstellung des Buches hat mich posthum mit meinem Stiefvater versöhnt, denn wir hatten uns tatsächlich über das Buchprojekt zerstritten. Und die Musik bringt diese Art der Versöhnung, finde ich, irgendwie wunderbar zum Ausdruck.

Die Biografie meines leiblichen Vaters Folker ist komisch und kurzweilig, und schnell und unkompliziert war sie geschrieben. Die Melancholie des Lebens, die tragischen Seiten, dies alles kam vielleicht erst kurz nach der Fertigstellung zum Vorschein, als Folker schwer erkrankte und kurz darauf im Jahr 2020 verstarb. Zwei Musikstücke bleiben mir diesem Zusammenhang im Gedächtnis: das eine, weil es auf seiner Beerdigung gespielt wurde und zu Folkers Lieblingsstücken gehörte, nämlich die Filmmusik aus Romeo and Juliet des Regisseurs Franco Zeffirelli von Nino Rota. Das andere, weil es aus einem Lieblingsfilm von Folker stammt: der Film von dem unglaublichen Regisseur Stanley Kubrick, von dem keiner seiner Filme ist wie der andere. Und Folkers Lieblingsfilm aus Kubricks Oevre war Barry Lyndon. Die Titelmelodie dieses Films von Franz Schubert (umgesetzt von Leonard Rosenman) verbinde ich deshalb mit Folker und inzwischen auch ein bisschen auch mit seiner Biographie. (Hinsichtlich der Veröffentlich bin ich im Gespräch mit einem Verleger, bin also optimistisch, dass auch Folkis Buch mit dem Arbeitstitel „Der verzauberte Junge von der Brücke“ noch das Licht der Welt erblickt.)

Doch, doch, ich finde, die Ellipse eines Buches, das Thema eines Buches kann in Verbindung gebracht werden mit einer bestimmten Musik. Mir jedenfalls gefällt die Übung…

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