Meine „Playlisten“ beim Schreiben (II)

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25. Oktober 2023 von ibohnet

Eine kleine nostalgische Rückschau auf die Musik, die mich beim Schreiben meiner Geschichten begleitet hat. Heute: Die Musik zur „Nikola Rührmann“-Krimitrilogie…

Das Romanfragment „Der Taucher“, das den Ausgangspunkt für die Trilogie bildet, schrieb ich in Hamburg im Jahr 1989. Zum Schreiben gekommen bin ich damals über das Lesen der „Nestor Burma“-Krimireihe von Léo Malet Reihe mit dem Namen „Les nouveaux mystères de Paris“. Und schon beim Lesen dieser Reihe hörte ich Miles Davis, zum Beispiel das Stück „Teo„. Nicht von ungefähr beginnt die Geschichte im Dennis’ Swing Club in der Papenhuderstraße, damals meine Stammkneipe, ein legendärer Hamburger Jazz-Schuppen, dem das Krakowczyk Trio ein wunderbares Denkmal gesetzt hat: . Als ich kurz darauf selber anfing zu schreiben, war es der Jazz-Bassist Eberhard Weber mit „The Following Morning“, der mich sehr faszinierte. Und das Stück mit demselben Titel animierte mich tatsächlich auch zur Schlussszene des Romans. Die Stücke von Miles Davis wie die von Eberhard Weber sind sehr melancholisch getragen, deshalb habe ich in dieser Zeit beim Schreiben ab und an auch aggressivere, minimalistischere Musikstücke gehört, Independent-Musik, die im Jahr 1989 möglicherweise bereits als etwas veraltet galt, aber trotzdem noch in Kneipen wie dem „Dschungel“ in Hamburg gehört wurde (in dem übrigens auch eine Szene des Buches spielt). Beispielsweise Siouxsie and the Banshees mit „Clockface„. Das Stück trifft vielleicht mein Lebensgefühl 1989 am besten.  Aber auch das Stück des Filmkomponisten John Barry namens „Highway 101“ – eine fantastische Zuspitzung von Drama, Ruhe und Unruhe, eben Filmmusik, weshalb es nicht von ungefähr auch als Intro der ARD-Reihe „Das Film-Festival“ verwendet wurde … Auch im Buch selbst wird auf Musik Bezug genommen, die zum Zeitpunkt des Geschehens der Geschichte, sprich im Jahr 1989 en voque war und den Zeitgeist der 1980er irgendwie spiegelt (Synthie- & Indie-Music, Political driven, Dark & Punk), im Einzelnen:

Herauskommen sollte das Buch „Der Taucher“ übrigens erst zwanzig Jahre später unter dem Titel „Freitags isst man Fisch“, aber dazu später mehr…

Anfang der 1990er, das Manuskript meines Debütromans (siehe oben) schien endgültig in der Schublade verschwunden, begann ich mein zweites „Rührmann“-Vorhaben: „CORVUS“ war der Arbeitstitel des Werks, das rund 60 Jahre nach dem Spanischen Bürgerkrieg spielen sollte, auf den es auch Bezug nimmt. Und tatsächlich las ich in der Zeit nicht nur George OrwellsMein Katalonien“, sondern hörte auch viel Musik mit spanischen Anklängen, so zum Beispiel Gerry Mulligan & Astor Piazolla mit Deus Xango. Das Manuskript „Corvus“ wie auch das vorangegangene erlebte verlegerisch erst rund fünfzehn Jahre später das Licht der Welt – dank einer starken Bearbeitung in enger Zusammenarbeit mit der Co-Autorin Ann-Monika Pleitgen, meiner Mutter (über das Schreiben im Gespann könnte man gesondert berichten, vielleicht an anderer Stelle mehr darüber). Passend zu „Kein Durchkommen“ (der Titel lehnt sich an die republikanische Parole des Spanischen Bürgerkriegs „No Pasaran“ an) hörte ich Massive Attack und ihr Paradise Circus – das Stück klingt auch verdammt spanisch, zumindest das rythmisch versetzte Klatschen im Hintergrund. Die Musik hatte sich seit den 1990er Jahren stark gewandelt, die Elektronik Einzug gehalten, die Zeit war weniger politisch überladen. Die Musik offen und optimistisch. Wenn man mal von den Untertönen absieht. Damals hat mich auch Boards of Canada sehr beeindruckt, beispielsweise das Stück Twoism – sehr psychedelisch, irgendwie Trip-Hop-mäßig. Dass Stück wird, glaube ich, in dem zweiten Buch auch zitiert. Auch in diesem Buch wird auf Musik Bezug genommen, die zum Zeitpunkt des Geschehens der Geschichte, sprich im Jahr 1999 en voque war (oder gehört wurde) und den Zeitgeist der 1990er irgendwie spiegelt (Techno, Dance & House und neue Leichtigkeit usw.), im Einzelnen:

Im dritten und letzten „Nikola Rührmann“-Roman der Trilogie – „Teilchenbeschleunigung“ – kehrte ich musikalisch wieder zu meinen Gehör-Ursprüngen zurück: zum Jazz. Nicht von ungefähr taucht auch der namenlose Bassist wieder auf, der bereits im Debütroman eine kleine, aber wichtige Nebenrolle spielte. Und es sind Stücke von John Coltrane und „My Favourite Things„, die mich damals getragen haben. Aber natürlich auch Trip-Hop, wie Roads von Portishead oder Going Under von Rockers Hi-Fi. Klar, und etwas zeitgemäßer vielleicht sowas wie Charlotte GainsbourgsOut of touch„. Und auch in diesem Buch wird auf Musik Bezug genommen, die zum Zeitpunkt des Geschehens der Geschichte, sprich im Jahr 2009 gehört wurde (auch das „Anything goes“ in der Musik), im Einzelnen:

Die Romantrilogie spielt in Hamburg im Zeitraum 1989, 1999 und 2009 – zwei Dekaden. Und in diesem Zeitraum sind die Geschichten auch entstanden. Die in den Romanen erwähnte Musik bildet diesen Zeitraum irgendwie ab, zumindest für mich…

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