Verabredet in Samarra

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28. September 2022 von ibohnet

Eine ultrakurze Kurzgeschichte, entlehnt einer alten Erzählung aus dem Arabischen…

Auf dem Marktplatz von Bagdad erblickt ein Diener inmitten der Menschenmenge den Tod. Erschrocken sieht er, wie der ihm mit schwacher Geste zuwinkt. Da läuft der Diener bleich und zitternd vor Angst zu dem Verkaufsstand seines Herrn, einem Kaufmann. »Gebt mir ein Pferd. Ich muss fliehen, schnell«, bittet er seinen Herrn verzweifelt. »Wohin in aller Welt willst du?«, fragt ihn sein Herr, der nicht versteht, was passiert ist. »Aus der Stadt. Nach Samarra,« ruft der Diener, schwingt sich auf das Pferd und reitet im Galopp davon. Der Herr dreht sich herum, um den Grund für die Furcht seines Dieners zu verstehen. »Warum hast du meinen Diener so erschreckt?«, fragt der Herr verärgert den Tod. Der wehrt ab. »Ich wollte deinen Diener nicht erschrecken«, antwortet der Tod. »Ich war nur überrascht, ihn hier in Bagdad anzutreffen.« Der Herr versteht noch immer nicht. »Aber weshalb?«, fragt er. »Nun«, sagt der Tod, »wir sind heute abend in Samarra verabredet.«

Ein Kommentar zu “Verabredet in Samarra

  1. Ann-Monika Pleitgen sagt:

    Die Geschichte sagt mir, dass wir dem Tod nicht entrinnen können, welche Fluchtwege auch immer wir suchen.

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