Zwiegespräch über »unbestimmte Weite« (I)

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5. Februar 2022 von ibohnet

Im Jahr 2006 führte die Künstlerin und Musikerin Bärbel Zindler im Rahmen des Ausstellungsprojekts METANOMIE in der Städtischen Galerie im Buntentor Bremen eine Reihe von Gesprächen mit ausgewählten Personen, darunter der Physiker Thomas W. Kraupe, die Philosophin Birgit Recki, der Pastor Ulrich Hentschel, die Künstlerinnen Antje Oertling-Kappenberg und Corinna Siebert, und eben auch meine Wenigkeit (als Physiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen-Elektronen Synchrotron DESY in Hamburg).

Der Titel ihres Projekts »in unbestimmte Weite« bezog sich auf die »Auflösung der kosmologischen Idee von der Totalität der Erscheinungen von einem Weltganzen (aus der ›Kritik der reinen Vernunft‹ von Immanuel Kant). Kant stellt dort die Behauptung auf, dass die Weltgröße weder endlich noch unendlich sei, sondern in unbestimmte Weite gehe.«

Neulich bin ich zufällig über diesen Briefwechsel mit ihr aus dem Jahr 2006 gestolpert, und ich muss sagen, ich finde ihn sehr lesenswert. Zum einen, weil ich mich gar nicht erinnern kann, dass ich mich vor mehr als 15 Jahren schon so intensiv mit Fragen zu Raum und Zeit auseinandergesetzt habe, von einer intensiven Auseinandersetzung mit Immanuel Kant ganz zu schweigen. Zum anderen, weil ich mich jüngst bei der Erstellung meiner letzten beiden Bücher (›Die 20 größten Rätsel der Physik‹ und ›Das rätselhafte Universum‹) stärker als jemals zuvor mit Kant auseinandersetzen musste und ich nunmehr überrascht bin, dass ich von Kants Kernaussagen schon vor mehr als 15 Jahren gewusst haben will. Vielleicht habe ich damals nur auf geschickte Weise die Fragen von Bärbel Zindler pariert, beispielsweise durch clevere Paraphrasierung von guten Zusammenfassungen aus der Wikipedia oder woher auch immer. Vielleicht habe ich aber auch die Sachen tatsächlich schon damals gewusst, aber in den Folgejahren schlicht wieder vergessen, und eben auch vergessen, dass ich sie schon einmal gewusst habe, um sie in der erst kurz zurückliegenden Auseinandersetzung angesichts der Arbeit an meinen neuen Büchern über den Kosmos wieder neu zu ergründen und zu verinnerlichen. Wie auch immer, ich finde den Briefwechsel von damals lesenswert: sowohl Bärbel Zindlers Fragen als auch meine Antworten, von denen ich wie gesagt nicht weiß, wie ich zu ihnen gekommen bin. Es ist jedenfalls, so oder so, tatsächlich ein Zwiegespräch über »unbestimmte Weite«…

Deshalb möchte das Zwiegespräch zwischen Bärbel Zindler und mir im Folgenden in Form kurzer Blog-Beiträge nochmals dokumentieren. Fortsetzung folgt…

PS: Briefe, Interviews und Artefakte wurden als Beitrag zur Ausstellung METANOMIE des Künstlerinnenverbandes Bremen vom 9. September bis 3. Oktober 2006 in der städtischen Galerie am Buntentor in Bremen gezeigt. Als Apokryphen wurde auch das Radio-Feature Grenzen und Optionen der Naturwissenschaft von Ilja Bohnet & Bernhard Kaufmann erstmals präsentiert (eine Hörspielproduktion vom FSK, Hamburg, 1999, vorgestellt auch in dem von der Helmholtz-Gemeinschaft kuratierten Podcast Wissenschaft auf die Ohren, Berlin, 2019, hörbar auf SoundCloud).

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