Fake

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22. Juni 2013 von ibohnet

Ilja Bohnet im Interview mit Dr. Nikola Rührmann, Gründerin und Vorsitzende der Stiftung zur Rettung der Welt – eine Stiftung zur Förderung des literarischen Schreibens.

Nikola Rührmann: Lieber Ilja Bohnet, was beschäftigt Sie gerade?

Ilja Bohnet: Mich persönlich oder in meinen Büchern?

Nikola Rührmann: Bleiben wir bei Ihren Büchern. Sie arbeiten an einem neuen Werk. Worin besteht darin der Grundgedanke?

Ilja Bohnet: Mich beschäftigt zurzeit das Phänomen des „Fake“. Aber im Grunde beschäftigte mich „Fake“ schon in allen meinen vorangegangenen Geschichten.  Das englische Wort „Fake“ steht für Betrug und Fälschung, aber auch für Schein, Schwindel, zu verstehen auch im Sinne einer künstlerischen, als Kopie erkennbaren Nachahmung von etwas.

Nikola Rührmann: Schon das Alte Testament setzt sich indirekt mit „Fake“ auseinander: „Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ Und in Akira Kurosawas berühmten Kinofilm „Rashōmon“ geht es doch auch irgendwie um das Phänomen des „Fake“?

Ilja Bohnet: Wir sind umgeben von Fake. Dementsprechend erzählen berühmte Geschichten davon. Wie auch die Bilder aus der Werbung, von Stars und Sternchen, aus der Politik: alles irgendwie Fake. Was davon ist real, was ist fiktiv, welche vermeintlich realen Bilder sind nur mit Photoshop bearbeitet, wo hört die Wirklichkeit auf, wo beginnt der Fake? Dieses Spannungsfeld aus Wirklichkeit und Trug, in dem wir uns bewegen (in den Medien, im Internet, mit den Bildern, die wir uns machen von der Welt), ist extrem … spannend.

Nikola Rührmann: Und es hat durchaus auch etwas mit Naturwissenschaft zu tun: Die Naturwissenschaft, die sich ein Abbild macht von der Wirklichkeit.

Ilja Bohnet: … beziehungsweise von der Realität. Richtig, in Form von Modellen, mathematischen Gleichungen und indirekten Visualisierungen. Letztlich ist es ratsam als Naturwissenschaftler nüchtern zu bleiben: Das wissenschaftliche Abbild von Natur ist immer nur ein Fake (im unschuldigen Sinn dieses Wortes), nicht mehr und nicht weniger. Die Physik beispielsweise hat zum Ziel, die Eigenschaften und das Verhalten der Natur anhand von quantitativen Modellen und Gesetzmäßigkeiten zu erklären, abbildbar zu gestalten. Sie darf nicht verwechselt werden mit dem Original, dass sie untersucht: nämlich die Natur.

Nikola Rührmann: Das Bild von der Welt also ein Fake. Lieber Herr Bohnet, ich danke für dieses Gespräch.

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